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Donnerstag, 13. Oktober 2011

Nie sucht der Liebende (Rumi)




Wahrlich nie sucht der Liebende, ohne von der Geliebten gesucht zu werden.
Hat der Blitz der Liebe dieses Herz getroffen, so wisse, daß auch jenes Herz voll Liebe ist.
Wächst die Liebe zu Gott in deinem Herzen, so wirst auch du ohne Zweifel von Gott geliebt.
Kein Händeklatschen ertönt nur von einer Hand ohne die andere.
Göttliche Weisheit und Gottes Ratschluß macht, daß wir einander lieben.
Durch diese Vorbestimmung ist jeder Teil der Welt mit seinem Gefährten gepaart.
Nach Ansicht der Weisen ist der Himmel der Mann und die Erde die Frau: Die Erde zieht auf, was vom Himmel herabfällt.
Fehlt der Erde die Wärme, so schickt sie der Himmel; geht ihr Frische und Nässe verloren, so versorgt sie der Himmel aufs neue.
Der Himmel geht seinen Lauf wie der Gatte, der nach Nahrung sucht für sein Weib;
Und die Erde widmet sich eifrig häuslichen Pflichten: Sie hilft bei der Geburt und nährt, was sie gebiert.
Siehe, auch Erde und Himmel sind mit Verstand begabt, verrichten sie doch das Werk verständlicher Wesen.
Fände der eine nicht Gefallen am andern, weshalb hingen sie dann wie Liebende aneinander?
Wie sollten Blumen und Bäume blühen ohne die Erde? Was würde ohne sie Wasser und Wärme des Himmels erzeugen?
So wie Gott in Mann und Frau das Verlangen gepflanzt hat, auf daß die Welt erhalten bliebe durch ihre Vereinigung, so hat Er auch jedem Teil der Welt das Verlangen nach einem anderen Teil dieser Welt eingepflanzt.
Feinde sind Tag und Nacht von außen gesehen, doch dienen sie beide demselben Zweck: Beide lieben einander, um gemeinsam ihr Werk zu vollenden.
Ohne die Nacht würde des Menschen Natur nicht empfangen,so daß der Tag nichts mehr zum Ausgeben hätte.

Rumi 

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Motto des Monats

"Vergessend, was vergangen ist, mich aber ausstreckend nach dem, was vor mir liegt, jage ich nach der mir bestimmten himmlischen Berufung durch den Herrn."
(Phil 3.13f - Bibel)